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Was ist das Ziel des Yoga ?

Aktualisiert: 20. März




Die nun folgende Beschreibung soll dir in vereinfachter Form etwas über die Bedeutung und das Ziel des „Yoga“ erzählen. Yoga ist weder eine Religion (auch wenn von Göttern gesprochen wird), noch ein mystischer Zauber. Yoga ist ein Lebensstil, eine innere Einstellung. Mit vielen der Grundregeln kann ich gut leben, andere fallen mir, selbst als Yogalehrer, schwer.
Das eigentliche Ziel des Yoga ist Samadhi, die Erleuchtung (andere Bezeichnungen: Überbewusstsein, die Verschmelzung in eine neue Dimension des Seins, den Geist zur Ruhe bringen, „Yogas chitta vritti nirodha“)
Aber was bedeutet Erleuchtung eigentlich?
Als „Erleuchtung“ definiert man eine spirituelle Erfahrung, bei der das Alltagsbewusstsein eines Menschen überschritten wird und eine besondere dauerhafte Einsicht in eine, wie auch immer geartete gesamtheitliche Wirklichkeit erlangt wird.
Kommen wir zum besseren Verständnis erstmal zu den Grundlagen: Sat - Chit - Ananda
Sat bedeutet „Sein“ (innere Ruhe und Frieden)
Chit bedeutet „Einheit“. Also das loslösen vom „Ich-Bewusstsein“ (Ego), hin zum „Einheitsbewusstsein“ (wir sind alle Eins).
Ananda Aus der Verbindung des Seins (Sat) mit dem Einheitsbewusstsein (Chit) entsteht dann von allein (aus Gnade) „inneres Glück“ (Ananda).
Und ich behaupte, fast jeder von uns hat diesen perfekten Moment, sein „Samadhi“, schon mal erlebt, ohne es zu wissen. Vielleicht sogar schon öfter.
Yogis wollen „Samadhi“ natürlich nicht als Moment, sondern dauerhaft erlangen. Daher folgen sie dem Yoga-Pfad, oder auch dem „Weg der Erleuchtung“.
Im Wesentlichen geht es um konsequente Gedankenarbeit (inneren Frieden, Liebe, Selbstdisziplin, Achtsamkeit und inneres Glück üben) und regelmäßige Meditation.
So kommt der Geist zur Ruhe: „Yogas chitta vritti nirodha“ (nach Patanjali in den Yogasutren), "der Mensch ruht in seiner wahren Natur und das innere Glück erwacht".
Die „Asanas“, das was im Westen hauptsächlich als Yoga bezeichnet wird, sind körperliche Übungen. Sie dienen eigentlich nur dazu, um den Körper fit und gesund zu halten, damit er länger sitzen und meditieren kann.
Kommen wir aber zuerst zurück zum Yoga-Pfad :
Der 8-gliedrige Pfad (die Ashtangas des „Raja“-Yoga = „königliches“ Yoga)
Wie der Name schon verrät, besteht der Pfad zur Erleuchtung aus 8 Teilen/Gliedern :
1. Yama
2. Niyama
3. Asana
4. Pranayama
5. Pratyahara
6. Dharana
7. Dhyana
8. Samadhi
Die Yamas (5 Stück) und Niyamas (5 Stück) vermitteln Prinzipien und Werte (Ethik), welche die Grundlagen für soziales Verhalten legen.
Zu 1.) Die 5 Yamas regeln unser Verhalten gegenüber Lebewesen und der Umwelt : 1. Ahimsa : Gewaltlosigkeit (Nicht-Verletzen), „Liebe“ alle und jeden Es ist notwendig, behutsam und überlegt mit allen lebendigen Wesen umzugehen. Das schließt auch uns selbst mit ein. Dafür solltest du eine tiefgreifende Sensibilität entwickeln. Praktiziere daher Rücksichtnahme, Behutsamkeit, Mitgefühl, Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit allem Lebendigen gegenüber. 2. Satya : Wahrheit / Wahrhaftigkeit, Wort halten, ehrlich sein Satya besagt, das du authentisch in Wort, Geste und Ausdruck sein sollst und du nicht lügen sollst 3. Asteya : Nicht stehlen, das Nichtbegehren der Reichtümer anderer 4. Brahmacharya : Selbstbeherrschung Es bedeutet, das rechte Maß in allem zu halten. Abhängigkeiten und Extrema können dazu führen, dass Denken und Handeln vollständig von ihnen bestimmt werden. Dies gilt es zu vermeiden 5. Aparigraha : darauf achten, nur so viel zu haben, wie wir zum Leben tatsächlich brauchen Apar. verweist auf die Wichtigkeit der Konzentration auf das Wesentliche, die Innere Haltung. Ebenso sollte die Fähigkeit, sich von Erwartungshaltungen zu lösen, entwickelt werden.
Zu 2.) Die 5 Niyamas regeln unser Verhalten gegenüber uns selbst :
1. Saucha : Reinheit und Ordnung (bezogen auf Nahrung, Kleidung, Körper…) Es geht bei Saucha auch darum, alte Hüllen abzustreifen, sich frei zu machen und sich auf den Sinn unseres Daseins zu fokussieren
2. Santosha : Zufriedenheit (das Beste aus allem machen) „Aus der Zufriedenheit erwächst höchstes Glück” schreibt Patanjali im Yogasutra. Es geht um Zufriedenheit mit dem, was wir haben, und die Wertschätzung unseres Lebens in allen Aspekten. Sich selbst anzunehmen. Den Krieg mit der Realität beizulegen und Zufriedenheit im Innen zu finden. In einer Welt, in der wir oft nicht genügen, kann das eine große Herausforderung sein. Santosha bietet dir also eine Alternative, dich durch die Welt zu bewegen.
3. Tapas : Disziplin, Ideale, Eifer, Willenskraft (immer mit Herz und Energie) Es äußert sich als innere Hitze, welche sich nach außen hin als Verlangen, Ausdauer und Leidenschaft zeigt. Durch Selbstdisziplin und Willenskraft können sich Hindernisse im physischen, sowie im energetischen Körper lösen.
4. Swadhyaya : Selbstreflexion, Erforschung des Selbst (lerne deine Stärken und Schwächen kennen) Dieses Gebot beinhaltet auch das Reflektieren eigener Grenzen und Möglichkeiten. Yoga ist eine Praxis der Selbst-Bewusstheit. Diese Selbst-Erforschung findet im Geiste aber auch in der Asana-Praxis statt, weil sie den Dialog zwischen Körper und Geist erleichtert. Wir werden ständig mit neuen Begehrlichkeiten bombardiert und uns wird permanent suggeriert, dass wir noch nicht alles hätten, was wir zum wahren Glück bräuchten. Untersuche, wie viel Wahrhaftigkeit dich umgibt. In deinen Freundschaften, der Familie, an deinem Arbeitsplatz. Überprüfe, wie viel Wahrheit dich umgibt und welche Reaktionen du auf deine Wahrheit erhältst.
5. Ishvara Pranidhana : Hingabe und Vertrauen an eine höhere Energie (zB.Gott, Universalseele) Die Hingabe an etwas Größeres, was gleichzeitig die Anerkennung eigener Grenzen voraussetzt. Vertrauen in diese höhere Kraft zu setzen und sich von dieser leiten und tragen zu lassen, ist dabei von großer Bedeutung.„Wenn man keine Begierde mehr nach persönlicher Befriedigung hat, dann sollte das Denkorgan mit Gedanken an die höhere Energie erfüllt werden. Wenn aber Gefühle, wie ICH und MEIN noch mitschwingen und die Fülle überschatten, ist die Anstrengung, Frieden zu finden, vergeblich”. (B.K.S. Iyengar)
Je mehr der Yamas und Niyamas du umsetzt, desto klarer wird dein Geist. Dies hilft dir, dich spirituell zu entwickeln und ein glückliches und gleichzeitig auch erfolgreiches Leben zu führen.
Zu 3.) Asana (Körperstellung, Sitz, aber auch die „innere Haltung“)
Wenn hier im Westen gesagt wird „Ich gehe zum Yoga“, ist häufig fälschlicherweise die Asanapraxis als „Sport“ gemeint. Dabei ist Yoga so viel mehr.
Mit Asana war ursprünglich „Padmasana“, der Lotussitz, gemeint. Dieser sollte "fest und angenehm (leicht) sein" (Patanjalis „Yoga-Sutras“). Allerdings steht der Begriff Asana für jede Haltung in der Yogapraxis. Wenn Asanas regelmäßig geübt werden, fördern sie deine mentalen Fähigkeiten und erweitern dein Bewusstsein. Gesundheit und körperliche Fitness sind ein willkommenes Nebenprodukt, aber nicht das tatsächliche Ziel der Asanapraxis. Das wahre Ziel der Asanas, wie aller anderen Yogapraktiken auch, ist, innerer Frieden. Man praktiziert Asanas und Pranayama also nicht, um starke Muskeln zu bekommen. Muskeln bedeuten nicht Gesundheit. Die gesunde und harmonische Funktion der endokrinen Drüsen, der inneren Organe, des Nervensystems und des Geistes - das ist es, was man braucht und was das regelmäßige Üben von Yoga Asanas und Pranayama bewirkt. Konzentriere deine Aufmerksamkeit auf die Spannung in deinen Muskeln und „atme“ sie bewusst aus deinem Körper hinaus. Durch den Gebrauch deines Geistes entwickelst du die Fähigkeit, deinen Körper zu kontrollieren.
Anstatt deine Energie zu verbrauchen, wie es bei den meisten Arten körperlicher Aktivität der Fall ist, fühlst du dich nach Asanas eher energetisiert und gestärkt. Das geschieht, weil sie es dir ermöglichen, Spannung abzubauen, die sich in deinen Muskeln angestaut hatte. Durch Übung helfen Asanas dir dabei, Energieblockaden freizusetzen. Die rückläufige Energie wird nutzbar und beginnt in deinem Körper durchweg zu zirkulieren und du fühlst dich gestärkt! Zu 4.) Pranayama
setzt sich aus den beiden Wörtern Prana ("Lebensenergie") und Ayama ("Kontrolle") zusammen, also: "Kontrolle über die Lebensenergie",und umfasst die verschiedenen Atemübungen des Yoga. Es wird gesagt, dass durch Pranayama starke Kräfte entfesselt werden können, und dass der Körper darauf vorbereitet sein muss (durch die Asanas). Um die Wichtigkeit und Vielfältigkeit von Pranayama näher zu erläutern, bedarf es sicher eines eigenen Blog. Es sei nur so viel gesagt, um die höheren Ziele des Yoga zu erreichen, ist Pranayama die Grundvoraussetzung. Erst durch Pranayama wird der Geist tauglich für Dharana, für die Konzentration.(6.)
Zu 5.) Pratyahara (Zurückziehen der Sinne) Pratyahara ist der Versuch, seine inneren Wahrnehmungszentren daran zu hindern, mit den äußeren Sinnesorganen zusammenzuarbeiten. (Die Augen sehen nichts, die Ohren hören nichts…) Patanjali schreibt:
„Wenn die Sinne nicht in Kontakt mit den Objekten treten, und gleichsam in die Natur des Geistes eingehen, dann entsteht Pratyahara – Zurückziehen der Sinne. So entsteht die höchste Meisterschaft über die Sinne.“ Pratyahara bedeutet also auch, seinen Geist in eine meditative Stimmung zu versetzen, wo der Kontakt der Sinne zur Außenwelt nicht mehr von Bedeutung ist.
Tiefenentspannung und Meditation sind zB Pratyahara.
Eine Pratyahara-Übung : Wahrnehmen, sich Beherrschen, den Geist nach innen richten und auf eine höhere Bewusstseinsebene bringen, so dass überhaupt kein Frust entsteht, dass du dir deinen Wunsch versagt hast.

Zu 6.) Dharana (Konzentration) Ist das Fixieren des Geistes auf einen Punkt bzw. auf einen bestimmten Ort, als Vorbereitung für die Meditation (Dhyana). Wenn die Konzentration von selbst geht, ohne Anstrengung, dann ist es Dhyana, du bist absorbiert. In diesem Sinne, Dharana in der Meditation.
Zu 7.) Dhyana (Meditation)
Wenn du dir vornimmst, deinen Geist auf einen bestimmten Ort zu halten, dann ist das Konzentration (Dharana). Wenn du dabei so absorbiert bist, du keine anderen Gedanken mehr hast, deinen Geist auf eine andere Bewusstseinsebene bringst, so ist das Meditation (Dhyana). Und wenn du das vertiefst, hast du das achte Glied „Samadhi“ (Erleuchtung, Überbewusstsein) erlangt.

Anders als beim Sport, praktizieren wir im Yoga-Unterricht also nicht nur Asanas. Der Yoga-Pfad ist auch keine Leiter, die du Stufe für Stufe hinaufsteigst. Asanas ohne Pranayama ergeben keinen Sinn. Genauso wenig darf die Tiefenentspannung (Shavasana und Pratyahara) im Anschluss an die Yoga-Praxis fehlen. Die Einhaltung der Yamas und Niyamas kann dich niemand lehren. Sie sind eine Grundhaltung gegenüber allen Lebewesen, der Natur und dir selbst.

Während meines Yogastudiums in Indien haben wir auch über die großen Yogameister gesprochen…über ihre Lehren, ihre Biografie. Und ihre Biografie endet immer mit dem Erlangen von „Samadhi“. Ist Samadhi also der Tod? Der Übergang in ein anderes Sein?

Für mich hat Samadhi jedenfalls eine andere Bedeutung. Danach hat, wie anfangs schon erwähnt, jeder von uns schon mal Samadhi erlangt. Diesen Glücksmoment, wo alles perfekt zu sein scheint. Ein Moment, den du am liebsten für immer festhalten möchtest.
Yoga zu praktizieren, diesem Lebensstil zu folgen, fördert eine friedliche Einstellung, um mit sich und anderen besser auszukommen. Lernen mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Das es mehr gibt als Geld und Luxus. Die schönen Momente zu genießen. Dies ist mein Weg zu Samadhi.

Ich hoffe wir sehen uns demnächst mal auf der Matte (bzw.im Tuch) und praktizieren gemeinsam den Yoga-Pfad zu Samadhi

Hari Om Dein Sascha
PS.: Wenn du mehr über Yoga lernen möchtest (Theorie), empfehle ich dir die Seite „YogaWiki“ von YogaVidya. Einige Textpassagen habe ich hier in diesem Blog verwendet.

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